Kapitel 8 Gesetze
Wir wissen im Grunde alle, wie schlecht wir unseren Heimatplaneten behandeln. Wir nehmen bei unseren Aktionen kaum Rücksicht auf Langzeitfolgen, eher streben wir nach greifbarem Glück. In der Folge werden wertvolle Ressourcen ausgebeutet, die Flora und Fauna wird ausgerottet und unsere Lebensbedingungen pendeln sich in Extrema ein. Der Mensch kann mit dieser riesen Verantwortung, welche durch sein immenses Handlungspotenzial einhergeht, nicht wirklich umgehen.
Andere Lebewesen haben mit diesen Problemen nicht zu kämpfen, da sie im Gegensatz zu uns in ihren Handlungsmöglichkeiten relativ beschränkt sind und die Umwelt genügend Zeit hat, auf Änderungen zu reagieren. Die Wesen passen sich durch evolutionäre Entwicklungen gegenseitig aneinander an.
8.1 Vom Egoismus zum Altruismus
Jedes Lebewesen ist im Kern egoistisch, das ist biologisch überlebensnotwendig. Allerdings muss es mit der Umwelt auf gewisse Weise kooperieren, wenn es überleben will.13 Folglich muss sich ein Organismus einschränken und kontrollieren, um mit anderen erfolgreich zu interagieren.
Diese symbiotischen Beziehungen werden komplexer, je wirkungsvoller und weitreichender (auch zeitlich) sie ausgelegt sind und können von einem Organismus ohne weiteres nicht vollständig überschaut werden.
Die Macht der Intelligenz bzw. des freien Willesn wird daher mit einem ausgeklügelten System aus Reflexen, Instinkten, Grundbedürfnisse und schließlich Emotionen im Zaum gehalten. Die Empathie unseren Mitmenschen gegenüber verhindert beispielsweise, dass wir uns gegenseitig auffressen.
Wir sind also Rudeltiere geworden: Unsere Vorfahren haben sich in Gruppen überschauberer Größe organisiert. Evolutionstechnisch ist es daher auch nicht abwegig, Fremde zunächst als Feinde zu betrachten. Folglich wirkt Altruismus höchstens in einem Familien-Clan.
Je intelligenter und weitreichender Entscheidungen getroffen werden können, also je stärker diese “eingebauten” Regeln umgangen werden können, desto wichtiger werden externe Regeln, um das natürliche Gleichgewicht nicht zu stören und letzlich das eigene Wohl sicherzustellen.
Die Gesellschaft definiert solche Regeln in verschiedenen Ebenen. Von durch kulturellen Einflüssen in nächster Umgebung mitgegebenen moralischen Werten (wie Güte, Respekt, Toleranz usw.), welche meist auf den biologischen aufsetzen, bis hin zu weniger transparenten Regeln in der Gesetzgebung, welche komplexere Zusammenhänge berücksichtigen. Offensichtlich ist es aber ziemlich schwer, die tatsächlichen und relevanten Zusammenhänge zu erkennen und auch gehen die Meinungen diesbezüglich weit auseinander.
8.2 Geschwindigkeit der Intelligenz
Die durch unsere Gesetze und Verhaltensweisen derzeit eher destruktive Beeinflussung der Welt liegt darin begründet, dass wir unsere vererbten Verhaltensweisen dank komplexer Lernfunktionalitäten in immer kürzerer Zeit umgehen können. Das unausweichlich eingeschränkte Gesamtbild, Ignoranz bzw. Egoismus und damit Machtgier sind hierbei grundlegende Faktoren für die Fehlentwicklung. Bisher konnte sich die Natur bei solchen extremen Abweichungen durch genetische Anpassungen immer selbstständig die Waage halten. Seit der Mensch aber so “vehement viel denkt”, laufen die Veränderungen viel zu schnell und in einem zu großem Maßstab ab, wobei er die Auswirkungen selbst erst jetzt zu überblicken vermag.
8.3 Bessere Regeln
Die fehlende Weitsicht können wir mithilfe moderner Informationsverarbeitung verbessern. Die Technik wird uns erlauben, gemeinsam optimale Regeln zu erstellen, welche den ursprünglichen Sinn derselben für uns extrapoliert: die zerstörungsfreie Symbiose zwischen Mensch und Natur. Aber nicht nur gute Regeln sollen gefunden werden. Mindestens genauso wichtig ist eine Infrastruktur, die die Anwendung der Regeln begünstigt und sicherstellt.